Sonntag, 24. November 2013
Für Miriam
si.kei, 15:19h
Zum heutigen Ewigkeitssonntag fiel mir eine Geschichte ein, die ich vor einigen Jahren einmal zu Papier gebracht habe - oder vielmehr zu Festplatte.
Obwohl er sie schon einige Jahre nicht mehr gesehen hatte, traf ihn die Nachricht wie ein Blitzschlag.
Er schluckte, konnte es nicht fassen. Ihm blieb die Stimme weg.
Sie war so attraktiv gewesen. Mit blondem langem Haar, groß, schlank, wirklich unglaublich hübsch. Und nicht nur das, obendrein hochintelligent, hatte gerade ihren Doktor der Medizin gemacht.
Ihm kamen die Tränen. Das war ihm schon lange nicht mehr passiert. Aber es wurde ihm wohl erst jetzt so richtig bewusst, dass er sich damals durchaus ihn sie hätte verlieben können, wenn er es denn zugelassen hätte. Aber bei Mädchen ihres Kalibers ließ er es nicht zu, weil er sowieso keine Chancen gehabt hätte. Obwohl sie sich tatsächlich sogar mit ihm abgegeben hatte. Das machte sie nur umso sympathischer. Hochnäsig war sie wirklich nicht, obwohl sie eigentlich allen Grund dazu gehabt hätte. Nein, sie war einfach rundum eine tolle Frau gewesen.
Und jetzt das. Kaum dreißig Jahre alt!
Die Frage kam unweigerlich: Warum? Warum, verdammt noch mal gerade sie? Es gab so unzählig viele Menschen auf dieser Welt, auf die diese Welt eher hätte verzichten können, als auf sie. Er biss sich auf die Lippen – durfte man so etwas denken?
Ob man durfte oder nicht, diese Gedanken kamen. Er konnte sich nicht dagegen wehren. Er hatte einfach schon so viele – Verzeihung – Idioten kennen gelernt, die nichts aus ihrem Leben machen konnten oder wollten, warum war es gerade sie, die gehen musste? Sie, der die Welt zu Füßen lag!
Er weinte wieder. Es war unfassbar. Er konnte es nicht glauben.
Eine Freundin hatte ihn angerufen, es ihm gesagt.
Wie muss das für die Eltern sein! Und für den Bruder! Das ging über seine Vorstellungskraft. Vermutlich kann man in der Situation tagelang nichts anderes als heulen. Die Gefühle des Ehemannes konnte er sich vermutlich besser ausmalen, glaubte er.
Sie soll mit dem zweiten Kind schwanger gewesen sein. Mein Gott! Wenn er sich vorstellte, dass seiner Frau... es musste furchtbar sein. Dieser Mann tat ihm so unbeschreiblich Leid. Gerade noch ein glücklicher Mensch wie er, vermutlich – er kannte ihn ja gar nicht, aber es musste so sein, mit einer Frau wie Miriam und mit einer kleinen Familie – sie hatten schon ein Kind! Und plötzlich zerplatzt dieses Glück wie eine Seifenblase! Und die verdammte Welt dreht sich einfach weiter! Man möchte schreien, dass die ganze Erde erzittert, aber die Sonne strahlt am nächsten Tag wieder vom Himmel, als sei nichts gewesen. Wie ungeheuer zerbrechlich das Glück doch ist.
Er dachte an sein eigenes Glück. Nein, mit der Angst bekam er es nicht, dass es ihm abhanden kommen könnte. Das wäre wirklich dumm gewesen, sich damit schon mal prophylaktisch das Leben zu versauen. Aber er dachte daran, dass sein Glück tatsächlich nicht selbstverständlich war, und dass es bestimmt nicht hundert Jahre halten würde. Aber vielleicht noch ein paar Dutzend? Er wünschte es sich so sehr.
In den letzten Jahren hatte er schon oft an Hiob denken müssen. Den Hiob aus dem Alten Testament. Sich selber verglich er öfter mit Hiob. Auch er hatte alles, was er sich erträumt hatte, er hatte seine Traumfrau gefunden und geheiratet, hatte den Mut gehabt, seinen Traumberuf zu ergreifen, auch wenn viele seiner Bekannten gemeint hatten, das sei ein Irrtum. Durch glückliche Umstände waren seine Frau und er sogar bereits im Besitz ihrer Traumwohnung. Und nun hatten sie seit einem Jahr zwei traumhafte Töchter! Er war ein gesegneter Mensch! Er wusste wirklich nicht, was er sich noch wünschen sollte! Und er war Gott dankbar für all das, so oft er sich nur darüber bewusst war.
Denn bei Hiob ging die Geschichte weiter. Der verlor alles. Nicht nur einen Teil seines Glücks, nein, alles! In kürzester Zeit.
Wie gesagt, er hatte keine Angst deswegen, aber er sah der Möglichkeit ins Auge. Und er war sich sicher, damit im Zweifelsfall ein klein wenig vorbereitet zu sein, wenn es denn tatsächlich passieren sollte. Und ganz bestimmt lebte er intensiver, genoss sein momentanes Glück umso mehr, je mehr er sich über dessen Endlichkeit bewusst war.
Er weinte immer noch. Er war dermaßen ergriffen. Aber in das Mitgefühl mit dem unbekannten Ehemann und seiner Familie hatte sich eben diese tiefe Dankbarkeit gemischt, dass es noch nicht ihn erwischt hatte. Da hätte man genauso fragen können, warum? Warum darf seine Frau leben? Warum seine Kinder? Warum er? Warum sind sie alle gesund?
Und er beschloss wieder einmal, das Leben zu genießen, solange es es so gut mit ihm meinte. Und vielleicht noch ein bisschen darüber hinaus.
Obwohl er sie schon einige Jahre nicht mehr gesehen hatte, traf ihn die Nachricht wie ein Blitzschlag.
Er schluckte, konnte es nicht fassen. Ihm blieb die Stimme weg.
Sie war so attraktiv gewesen. Mit blondem langem Haar, groß, schlank, wirklich unglaublich hübsch. Und nicht nur das, obendrein hochintelligent, hatte gerade ihren Doktor der Medizin gemacht.
Ihm kamen die Tränen. Das war ihm schon lange nicht mehr passiert. Aber es wurde ihm wohl erst jetzt so richtig bewusst, dass er sich damals durchaus ihn sie hätte verlieben können, wenn er es denn zugelassen hätte. Aber bei Mädchen ihres Kalibers ließ er es nicht zu, weil er sowieso keine Chancen gehabt hätte. Obwohl sie sich tatsächlich sogar mit ihm abgegeben hatte. Das machte sie nur umso sympathischer. Hochnäsig war sie wirklich nicht, obwohl sie eigentlich allen Grund dazu gehabt hätte. Nein, sie war einfach rundum eine tolle Frau gewesen.
Und jetzt das. Kaum dreißig Jahre alt!
Die Frage kam unweigerlich: Warum? Warum, verdammt noch mal gerade sie? Es gab so unzählig viele Menschen auf dieser Welt, auf die diese Welt eher hätte verzichten können, als auf sie. Er biss sich auf die Lippen – durfte man so etwas denken?
Ob man durfte oder nicht, diese Gedanken kamen. Er konnte sich nicht dagegen wehren. Er hatte einfach schon so viele – Verzeihung – Idioten kennen gelernt, die nichts aus ihrem Leben machen konnten oder wollten, warum war es gerade sie, die gehen musste? Sie, der die Welt zu Füßen lag!
Er weinte wieder. Es war unfassbar. Er konnte es nicht glauben.
Eine Freundin hatte ihn angerufen, es ihm gesagt.
Wie muss das für die Eltern sein! Und für den Bruder! Das ging über seine Vorstellungskraft. Vermutlich kann man in der Situation tagelang nichts anderes als heulen. Die Gefühle des Ehemannes konnte er sich vermutlich besser ausmalen, glaubte er.
Sie soll mit dem zweiten Kind schwanger gewesen sein. Mein Gott! Wenn er sich vorstellte, dass seiner Frau... es musste furchtbar sein. Dieser Mann tat ihm so unbeschreiblich Leid. Gerade noch ein glücklicher Mensch wie er, vermutlich – er kannte ihn ja gar nicht, aber es musste so sein, mit einer Frau wie Miriam und mit einer kleinen Familie – sie hatten schon ein Kind! Und plötzlich zerplatzt dieses Glück wie eine Seifenblase! Und die verdammte Welt dreht sich einfach weiter! Man möchte schreien, dass die ganze Erde erzittert, aber die Sonne strahlt am nächsten Tag wieder vom Himmel, als sei nichts gewesen. Wie ungeheuer zerbrechlich das Glück doch ist.
Er dachte an sein eigenes Glück. Nein, mit der Angst bekam er es nicht, dass es ihm abhanden kommen könnte. Das wäre wirklich dumm gewesen, sich damit schon mal prophylaktisch das Leben zu versauen. Aber er dachte daran, dass sein Glück tatsächlich nicht selbstverständlich war, und dass es bestimmt nicht hundert Jahre halten würde. Aber vielleicht noch ein paar Dutzend? Er wünschte es sich so sehr.
In den letzten Jahren hatte er schon oft an Hiob denken müssen. Den Hiob aus dem Alten Testament. Sich selber verglich er öfter mit Hiob. Auch er hatte alles, was er sich erträumt hatte, er hatte seine Traumfrau gefunden und geheiratet, hatte den Mut gehabt, seinen Traumberuf zu ergreifen, auch wenn viele seiner Bekannten gemeint hatten, das sei ein Irrtum. Durch glückliche Umstände waren seine Frau und er sogar bereits im Besitz ihrer Traumwohnung. Und nun hatten sie seit einem Jahr zwei traumhafte Töchter! Er war ein gesegneter Mensch! Er wusste wirklich nicht, was er sich noch wünschen sollte! Und er war Gott dankbar für all das, so oft er sich nur darüber bewusst war.
Denn bei Hiob ging die Geschichte weiter. Der verlor alles. Nicht nur einen Teil seines Glücks, nein, alles! In kürzester Zeit.
Wie gesagt, er hatte keine Angst deswegen, aber er sah der Möglichkeit ins Auge. Und er war sich sicher, damit im Zweifelsfall ein klein wenig vorbereitet zu sein, wenn es denn tatsächlich passieren sollte. Und ganz bestimmt lebte er intensiver, genoss sein momentanes Glück umso mehr, je mehr er sich über dessen Endlichkeit bewusst war.
Er weinte immer noch. Er war dermaßen ergriffen. Aber in das Mitgefühl mit dem unbekannten Ehemann und seiner Familie hatte sich eben diese tiefe Dankbarkeit gemischt, dass es noch nicht ihn erwischt hatte. Da hätte man genauso fragen können, warum? Warum darf seine Frau leben? Warum seine Kinder? Warum er? Warum sind sie alle gesund?
Und er beschloss wieder einmal, das Leben zu genießen, solange es es so gut mit ihm meinte. Und vielleicht noch ein bisschen darüber hinaus.
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